Einkaufen @ Perth

Wer zum ersten Mal Down Under ist, der wird feststellen, dass die Auswahl beim Lebensmitteleinkauf ein wenig anders aussieht als bei uns in Deutschland, oder in Europa im Allgemeinen. Die Tatsache, dass Australien mittlerweile die fetteste Nation der Welt ist, hat aber Gott sei Dank nichts mit dem Angebot in den Supermärkten zu tun, sondern eher mit der aus den USA inspirierten Fastfood-Kultur die in ganz Australien stark vertreten ist.

Zunächst mal stellt sich die Frage: wo kaufe ich ein? In Perth gibt es verschiedene größere Ladenketten und kleinere Lebensmittelgeschäfte. In den Vororten und Malls findet man oft die Supermarktkette IGA oder Super IGA, in der Innenstadt sind zusätzlich Ketten wie Coles oder Woolworth vertreten. Alle drei Ketten haben ein ähnliches Sortiment und wenn man nach Nahrungsgrundlagen wie Brot, Käse, Fleisch, Milch oder Cornflakes sucht, dann findet man dort immer etwas.

Anders als bei uns haben in Australien die Geschäfte auch Sonntags geöffnet, die genauen Öffnungszeiten variieren allerdings von Geschäft zu Geschäft und von Kette zu Kette. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Kette IGA die einzige, die längere Öffnungszeiten als 17.00 Uhr oder 17.30 Uhr anbietet. Meistens haben IGA Läden bis 22:00 Uhr geöffnet. An Donnerstagen verlängern sich allerdings die Öfnnungszeiten der Läden in den Vororten und an Freitagen die in der Innenstadt. Dort trifft man sich dann gerne zum Late-Night-Shopping, und die Einkaufszentren sind an diesen Abenden immer prall gefüllt. Das Ladenschlussgesetz ist aber ein heißes Thema in der Politik und könnte sich in naher Zukunft ändern.

Hat man einen geeigneten Laden gefunden so ist für den ersten Einkauf sicherlich interessant zu beobachten, wo die kleineren und größeren Unterschiede zwischen dem  Sortiment Down Under und unserem liegen. Ein Blick in die Brotabteilung zeigt beispielsweise einen der größten Unterschiede auf, denn Schwarzbort, Vollkornbrot oder Graubrot sucht man in den meisten Supermärkten vergeblich. Das in Australien bevorzugte Brot hat von der Konsistenz und vom Geschmack her Ähnlichkeit mit unserem Toastbrot. Es wird von Supermärkten in Plastikbeuteln in geschnittener Form verkauft und ist auf Toastergröße genormt. Obwohl eine unglaubliche Vielfalt innerhalb dieser Brotsorte existiert (Körner, Vollkorn, Rosinen, Weißbrot) mag für den deutschen Tourist, Student oder Reisenden doch alles verdächtig nach Toastbrot schmecken. Vor allem in ungetoasteter Form sind die Brotsorten weniger einladend, was den verwöhnten Deutschen nach einer gewissen Zeit das heimische Brot ein wenig vermissen lässt. (Das Brotsortiment ist aber ein relativ sensibles Thema und sollte bei Diskussionen mit dem generell patriotischen Australier mit Vorsicht behandelt werden. Toast ist eben nicht gleich Toast!)

Wer auf das bekannte Brot garnicht verzichten mag, der wird eher in Bäckereien fündig, die zwar selten Schwarzbrot, aber dafür häufiger Misch- und Graubrot im Angebot haben, oft sogar frisch und sehr lecker!

Die Käse und Wurtauswahl ist dagegen schon eher mit unserer heimischen Vergleichbar, wobei allerdings der Großteil der Käse- und Wurstsorten in abgepackter Form verkauft wird. Eine Käse- oder Wursttheke wie wir sie kennen ist eher selten zu finden. Das Sortiment ist dafür aber ziemlich weitrangig. Von Gouda über Tilsiter bis zu französischem Brie ist alles vertreten, wobei der beliebteste Käse in Australien eindeutig der Cheddar ist, der von den Einheimischen auf Crackern gerne als Snack verzehrt wird. Auch im Wurstregal findet sich eine weitrangige Auswahl. Neben diversen Salamis und Schinken gibt es sogar die vom Australier oft misstrauisch beäugte Liver-Wurst.

Im Milchregal sieht alles relativ gewohnt aus. Yoghurt, Milch, Creme Fraiche und Pudding, alles ist vorhanden. Im Kühlregal findet man außerdem eine unglaubliche Vielzahl von Eiskaffeesorten und ähnlichen Milchmixgetränken in Tetrapacks. Viele verschiedene Variationen von Eiscappucino, Espresso, Kakao, Erdbeer- oder Vanillemilch eignen sich hervorragend für eine Erfrischung im warmen Westküstenklima. Sehr beliebt ist auch die Geschmacksrichtung Spearmint, die bei uns eher für Kaugummi reserviert und in Verbindung mit Milch unbekannt ist.

Anstelle einer Wurst- oder Käsetheke mit Frischwaren haben viele Supermärkte außerdem eine Delikatessen-Abteilung, wo man frische Backwaren wie Quiche oder Pasteten und frisch zubereitete Fleischprodukte, wie Brathähnchen oder Frikadellen erwerben kann.

Für diejenigen mit einer Vorliebe fürs Süße ist Australien ein absolutes Paradies. Eine riesige Auswahl an Schokoriegeln und Tafelschokolade machen es einem verdammt schwer, den Laden ohne etwas Süßes zu verlassen. Wer dabei ein zu schlechtes Gewissen bekommt, der kann sich in der Obst- und Gemüseabteilung mit Vitaminen eindecken. Die Auswahl an Obst übertrifft unsere heimische Auswahl und bietet ein großes Sortiment, das aufgrund des angenehmen Klimas nicht saisonbedingt wechselt, sondern das ganze Jahr zu Verfügung steht. Saftige Melonen, süße Pfirsiche und aromatische Mangos sind ein Fest für jeden Obstliebhaber. Zusätzlich gibt’s exotische Früchte aus Asien wie die leckeren Longans oder Drachen-Augen-Früchte. Während die meisten Obstsorten hier billiger sind als in Deutschland, muss man für Waldfrüchte, wie Him- oder Brombeeren einiges mehr berappen. Es gibt aber genug alternativen, sodass man keinesfalls auf die teureren Beeren angewiesen ist. Einige Supermärkte verkaufen in der Gemüseabteilung einzelne Blätter der jeweiligen Salatsorten, was vor allem für alleinstehende Salatliebhaber ein Segen ist. Ansonsten gibt’s Brokkoli, Blumenkohl und Spinat und außer ein paar fehlenden Kohlsorten, alles was wir auch aus der Heimat kennen.

Wer sich mit Essen eingedeckt und den Supermarkt verlassen hat, der wird vielleicht festgestellt haben, dass es im Gegensatz zum deutschen Pendant hier keine Alkoholika zu kaufen gibt. Bier, Wein und Schnaps, ja sogar die Gewürzmischung Angostura die einen gewissen Promillesatz hat, werden nicht in Supermärkten sondern in Bottleshops oder Bottle-O’s angeboten. Viele Ketten wie Woolworth haben einen Bottle-Shop nebenan, ansonsten findet man aber sowohl in der City als auch in den Vororten immer mal wieder kleinere und größere Läden, die ein gutes Sortiment führen. Auch deutsche Biere wie Becks und Warsteiner sind oft in den Regalen zu finden. Empfehlenswert sind die Biersorten von der einheimischen Little Creature Brauerei und natürlich diverse Weinsorten aus der westaustralischen Weinregion Margaret River. Während alle Lebensmittel vom Preis her vergleichbar mit den unseren sind (manche ein wenig teurer, manche billiger) muss man für alkoholhaltige Getränke aber weitaus mehr bezahlen. Eine Flasche Markenrum die bei uns 13 Euro kosten würde, schlägt da schon mal mit umgerechnet 24 Euro zu Buche.

Alles in Allem ist der Lebensmitteleinkauf in Australien eine positive Erfahrung. Es gibt für jeden etwas und die kleinen und größeren Unterschiede zum Einkauf zu Hause sind eher interessant als erschreckend. Verhungern muss hier auf jeden Fall niemand.