Eigentlich heißt es ja, in einer Wg kauft und ganz wichtig isst jeder sein eigenes Essen, jeder kauft sein eigenes Waschmittel und jeder muss mal Toilettenpapier kaufen. Hat aber einer der Mitbewohner kein Geld und glaubt, sich bei den Anderen bedienen zu können, wird das schöne Wg-Leben bald zu einem totalen Chaos und endet im Streit. Und das alles wegen Kleinigkeiten, die eigentlich nicht nötig wären und die Anderen dazu veranlasst, alles was nicht gekühlt werden muss im Zimmer zu verstecken, was dann manchmal auch nicht reicht.

Als ich einmal von einem langen Tag nach Hause kam und einfach nur etwas Schönes kochen wollte, habe ich das erste Mal festgestellt, dass etwas fehlt. Auf dem Weg nach Hause hatte ich viele Ideen bekommen, vom „Schnitzel Parmigiana“ bis zum wunderschönen Salatteller, habe mich dann aber doch für Nudeln mit Tomatensauce (typisches Backpackeressen) entschieden und um das ein bisschen aufzupeppen Mozzarellakügelchen für obendrauf gekauft. Italienische Kräuter hatte ich ja noch zu Hause.

Zu Hause angekommen stelle ich nun beim Kochen fest, dass die italienischen Kräuter leer sind, obwohl das Glas vor ein paar Tagen noch fast voll war. Leicht verärgert werfe ich einen Blick in den Kühlschrank und stelle fest, in der Butter sind mehr Krümel drin als am Morgen(irgendjemand hat sie also noch nach mir benutzt)  und bei der Milch könnte auch etwas fehlen. Um das Ganze zu checken, male ich ein Strich an die Milchpackung und kratze die Krümel werden aus der Butter.

Am nächsten Abend fehlt tatsächlich etwas von der Milch, obwohl die Markierung kaum zu übersehen ist und auch das Waschmittel hat sich geleert. Da ich meine Pappenheimer ja kenne, habe ich gleich jemanden im Auge und auch die anderen Mitbewohner kontrollieren ihre Vorräte. Alle sind stinkig, aber weil keiner einen Streit vom Zaun brechen will, halten wir erst einmal alle unseren Mund.

Das geht aber die nächsten Wochen genauso weiter. Die Milch leert sich, das Kaffeepulver wird ausgelöffelt und das Waschmittel wird nicht leerer, dafür aber auf wundersame Weise flüssiger. Und das ist dann auch noch nicht alles. Weil sich keiner bereit erklärt, noch einmal Toilettenpapier zu kaufen, verschwindet der Vorrat so langsam aber sicher und wir fangen  an zu bunkern! Da wir ja inzwischen auch nicht mehr miteinander reden, kommt irgendwann eine sms, wo denn das ganze Toilettenpapier so schnell hin sei. Und zwar von genau der richtigen Person.  Und weil diese Person (sie ist inzwischen ziemlich sauer) auch noch die Besitzerin des Hauses ist, kommen bald noch mehr Nachrichten, weil das Haus ja in Ordnung gehalten werden muss: Wer als nächstes mit putzen dran sei, dass die Kühlschranktür sauber gemacht werden muss (Wie bitte? Ich sehe da keinen Dreck.), viele Schüsseln fehlen und so weiter (die Schüsseln haben wir dann irgendwann bei unserer Vermieterin gefunden). Das Klauen der Lebensmittel wird mit irgendwelchen Argumenten begründet und ist natürlich ganz berechtigt. Sie hat uns zum Einkaufen gefahren (was sie uns angeboten hat) und mich aus der Stadt abgeholt (ich wollte ihr ja Spritgeld geben…).

Das klingt alles sehr dramatisch, soll euch jetzt aber nicht davon abhalten in eine Wg zu ziehen. In meiner Mitbewohnerin habe ich eine tolle Freundin gefunden und wir haben uns gegenseitig unterstützt und ansonsten wirklich eine schöne Zeit gehabt. Wir haben zusammen viel unternommen und auch einige Pubs erkundet. Wenn sich jeder an die Regeln hält, ist das Leben in einer Wohngemeinschaft ein schönes Miteinander. Der Vermieterin sind wir so gut es ging aus dem Weg gegangen und wenn wir uns doch mal in der Küche getroffen haben, kam manchmal sogar eine kurze Unterhaltung zustande.

Solche Extremfälle sind also eher die Ausnahme, ist mir aber wirklich passiert. Das Beste ist es dann wahrscheinlich, sofort darüber zu reden und nicht es warten, bis es zu noch größeren Missverständnissen kommt.

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