In Australien konzentrieren sich fast alle größeren Städte nicht mehr nur auf Papiertickets und haben als Ersatz eine Plastikkarte eingeführt, die das Reisen im Nahverkehr meiner Meinung nach wirklich erleichtert. Allerdings ist das am Anfang ein bisschen schwierig zu verstehen, wenn man aus Deutschland nur Papiertickets gewöhnt ist. Aber natürlich ist es in jeder Stadt anders. In Melbourne gibt es die “Myki-Card” (gesprochen: Meiki), in Brisbane ist es die“ Go-Card“. Eigentlich ist es immer das gleiche, aber das System in Brisbane hab ich noch nicht so ganz verstanden, deshalb schreibe ich hier nur etwas über Melbourne.

Diese Myki-Card ist gültig in Zügen, Straßenbahnen (tram) und Bussen innerhalb der Stadt und den Vororten und auch immer mehr in regionalen Bereichen und man kann sie an allen primären Bahnhöfen in der Stadt oder den Vororten oder auch bei einigen Supermärkten, wie zum Beispiel 7-Eleven, erwerben. Die Karte kostet einmalig 6$ und dann kommt noch das Guthaben hinzu. Sie funktioniert dann ungefähr wie eine Sim-Karte im Handy, die immer wieder aufgeladen (top up) werden muss. Aufladen kann man die Karte an jedem Bahnhof, an einigen Straßenbahnstationen und bei Busanschlussstellen. Will man nun irgendwohin fahren, hält man die Karte einfach an eines der Lesegeräte, die sind gar nicht zu übersehen sind (touch on). Hat man sein Ziel erreicht, hält man sie wieder an das Lesegerät (touch off) und verlässt die Station. Aber immer daran denken: Wenn du nur umsteigen willst, musst du nicht den touch off machen. Der Automat berechnet automatisch den billigsten Preis. Melbourne City und die Vororte sind in 2 Zonen eingeteilt. Von der Karte wird immer ein Tagespreis abgerechnet, es sei denn man reist innerhalb von 2 Stunden. Dann sind es in Zone 1 3.50$, Zone 2 2.42$ und fährt man in beiden Zonen sind es 5.92$. Der Tagespreis beträgt 7$ in der 1. Zone, 4.84$ in der 2. Zone und 11.84 für beide Zonen. Dieser Preis wird dann auf zwei etwa gleich große Teile halbiert. Fährt man also nur eine Strecke am Tag muss man nicht den vollen Preis bezahlen. Aber man bezahlt auch nie mehr als den Tagespreis, was für Touristen sehr gut ist, da sie sich viele Sehenswürdigkeiten an einem Tag anschauen können. Am Wochenende läuft das ein bisschen anders. Man zahlt nur 3.50$ egal in welcher Zone, aber bei der ersten Fahrt werden 3.48$ abgezogen und bei der zweiten Fahrt dann nochmal 0.02$. für Studenten, Senioren und Kinder gibt es Ermäßigungskarten (consession card) mit der man 50% gegenüber dem vollen Preis spart. Hat man die Karte also einmal mit 30$ aufgeladen, kann man 3-4 Tage, und mit der Ermäßigung halt noch länger, bequem reisen.

Wer aber keine Plastikkarte kaufen will, kann trotzdem weiterhin Papiertickets kaufen, was aber mehr Aufwand und auch teurer ist. Beim Kauf des Tickets muss man sich über Start und Ziel im Klaren sein und kann dann, mit einem Tagesticket, bis morgens 3 Uhr des nächsten Tages zwischen Start und Ziel hin und her pendeln. Der Preis des Tickets ist von der Strecke abhängig und wird nach dem V/Line System berechnet. V/Line bietet Zug- und Busservice in die regionalen Bereiche von Victoria an. Die V/Line- Züge sind ein bisschen komfortabler, als die Züge in Melbourne selbst. Allerdings ist die Luft in Letzteren meistens besser.

Das blöde bei den Zügen ist allerdings das Liniennetz. Es ist in etwa sternförmig angeordnet mit der Stadt im Zentrum. Die einzelnen Linien treffen sich dann erst innerhalb der Stadt. Will man also von einem östlichen Vorort von Melbourne in einen südöstlichen Bereich, muss man erst einmal in die Stadt, dort umsteigen und dann wieder in ungefähr dieselbe Richtung zurück fahren, ist also ein ziemlicher Umweg.

Und für alle Neuankömmlinge: Wenn ihr am Melbourne Airport steht und in die Stadt wollt, müsst ihr den Skybus nehmen. Für 17$, beziehungsweise 28$ mit Rückfahrt, werdet ihr vom Flughafen zur Southern Cross Station gefahren und von dort mit einem Shuttle zu eurer Unterkunft. Vom Avalon Airport aus kostet eine Tour je nach Ziel 19-36$. Ja, das Leben ist ganz schön teuer in Australien, aber Melbourne gehört noch zu den billigsten Städten, in Sydney sieht das schon ganz anders aus.

An Feiertagen (public holidays) ist in Australien übrigens kostenloses Reisen angesagt. Jawohl, so easy-going sind die Australier. In Deutschland würde es so etwas nie geben! Das hat natürlich zur Folge, dass die Züge an Silvester ziemlich überfüllt sind, die Passagiere mit ihren Gesichtern an den Fenster kleben und die Züge Verspätung haben, weil einige Leute die Türen offen halten. (Das kann den einen oder anderen schon mal aus den Latschen hauen.) Ansonsten kann man sich aber auf einen guten Service verlassen.

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