Perth Unterkunft

Wo wohne ich in Perth? – Ein Erfahrungsbericht von Hendrik B.

Die Wohnungssuche in Perth kann sich für Neuankömmlinge als knifflig erweisen, schon allein dadurch, dass sich die Stadt durch einen verhältnismäßig kleines Zentrum und eine Menge Peripherie auszeichnet. Die einzelnen Wohnungen können daher schon ein beträchtliches Stück auseinander liegen.

Für Austauschstudenten ist daher das Wohnen in einem der Uni zugehörigen Colleges durchaus eine Alternative. Aber auch das ist manchmal komplizierter als geplant. Als ich mein Auslandssemester antrat, hatte ich in Perth zunächst keine Bleibe. Das College an dem ich mich beworben hatte war vollkommen ausgebucht und obwohl ich mich ca. sechs Wochen im Internet nach einer geeigneten WG umgesehen hatte, konnte ich keine nennenswerten Ergebnisse erzielen. Es gibt einige Websites mit Wohnungs- und Wohngemeinschaftsangeboten, aber die meisten gucken sich die Kandidaten schon ganz gerne vorher an und bei einer Familie unterzukommen, dass kam mir als Student dann auch ein wenig komisch vor.

Ich hatte ein temporäres Zimmer in einem Nachbarcollege bekommen. Eine Frist von drei Tagen bevor ich samt Koffer auf der Straße stehen würde. Zur Not, dachte ich, kann ich immer noch in einem Backpacker unterkommen, mit denen ich schon beim Reisen an Australiens Ostküste beinahe ausnahmslos gute Erfahrungen gemacht hatte. Also war ich nicht allzu besorgt.

Meine Anreise lief dann nicht ganz so reibungslos wie geplant, mein Flieger hatte von New York kommend wo er von heftigen Schneestürmen aufgehalten wurde, ca. drei Stunden Verspätung, was dazu führte, dass ich meinen Anschlussflug in Dubai nicht erwischte, was wiederum dazu führte, dass ich letztendlich sieben Stunden später in Australien eintraf als ich beim Shuttleservice des College angegeben hatte. Also stand ich erstmal alleine am Flughafen rum und bis der Shuttleservice dann endlich ankam war ich auf meinem Koffer eingeschlafen. Das war Samstags, ca. vier Uhr morgens und bis Mittwoch um 12 musste ich mein Zimmer am College schon wieder räumen. Also gabs für mich nur eine kurze Nachtruhe bevor ich dann, noch ein wenig groggy, einen ersten Streifzug durch die Stadt unternahm.

Die Wohnungsanzeigen gibt’s in Perth am Wochenende in zwei verschiedenen Zeitungen. Samstags erscheint The West Australian, da sind die Anzeigen aber relativ rar gesäht. Mehr Auswahl gibt’s in der Sunday Times, aber als ich die an meinem zweiten Tag in die Finger bekam war ich dann doch etwas stutzig: die Times mutet sich eher wie eine Enzyklopedie als eine Wochenendzeitung an, so dick und schwer ist sie. Bis man da die Wohnungsanzeigen gefunden hat, vergeht schon eine ganze Weile und auch hier ist die Auswahl nicht besonders reichlich. Die meisten Angebote beziehen sich auf Mietshäuser und relativ teure Einzelappartments. Daher war ich mit meiner Wohnungssuche am Sonntagabend noch nicht besonders weit.

Am nächsten Tag nachdem die Einführungsveranstaltung für die „Exchangers“ zunächst vorbei war und alle anderen Neuankömmlinge zum Mittagessen gingen, machte ich mich erneut auf den Weg um eine Wohnung zu finden. Ich ging zuerst in das College, an dem ich mich beworben hatte um nachzufragen ob vielleicht ein Zimmer für mich frei geworden wäre und falls dem nicht so wäre um ein paar sinnvolle Tipps zur Wohnungssuche zu bekommen.

Die Damen am Empfang waren zwar äußerst freundlich, aber ein Zimmer konnten sie mir leider nicht anbieten. Ich wollte gerade nach einer Wohnungsbörse fragen, da wurde ich von einer der Damen an einen Studenten verwiesen, der gerade seinen Zimmerschlüssel abgeholt hatte. Der hatte nämlich gerade davon gesprochen, dass sein Kumpel ein Zimmer bei sich in der Wohnung frei hätte und zum Glück war Tom noch in Rufweite als ich ein wenig verloren an der Rezeption stand, denn Tom, der Australier, sagte kurz „g’day“ und „how’re you mate?“ und dann nahm er mich unter seine Fittiche.

Wir riefen zuerst seinen Freund an. Leider hatte der aber schon das Freie Zimmer an den Freund seiner Schwester vermietet. Ich wollte mich gerade bei Tom für die Hilfe bedanken, da waren wir auch schon auf dem Weg zur Uni. Das Schwarze Brett, das weiß ich jetzt, ist die zuverlässigste Wohnungs- und Jobbörse die man als Student in Australien kriegen kann. Ich brauchte nicht einmal zum Hörer greifen, Tom suchte mit kundigem Blick die interessanten Angebote raus, schneller als ich sie überhaupt lesen konnte und rief die einzelnen Nummern an.

Wie schon gesagt, Perth besteht zu einem Großteil aus Vorstadt und die kann manchmal verdammt weit weg vom Campus liegen. Unglücklicherweise sind die öffentlichen Nahverkehrsmittel auch nicht auf dem Stand, den wir Deutschen gewohnt sind. Die Busse stellen ihren Verkehr relativ früh am Abend ein, je weiter weg man wohnt, desto früher. Auch die Züge fahren leider relativ unregelmäßig, und aufgrund des Schienennetzes, dass vier äußere Punkte (Armadale, Fremantle, Midland und Joondalup) anfährt, und zwischendrin leider eine Menge Wohnraum ist der nicht besonders nah an einer Haltestation liegt (und selbst dann kann man das Pech haben, dass der Zug einfach mal nicht hält), sollte man sich gut überlegen ob man sich für die schnuckelige Wohnung etwas weiter weg entscheidet, oder doch lieber für die etwas baufälligere Wohnung nah am Zentrum.

Kleine Mietwohnungen an sich sind in Perth (und in Australien generell) nicht besonders reichlich vorhanden, daher wohnen viele australische Studenten mit mehreren Leuten in Mietshäusern. Die Miete ist, bei den meisten jedenfalls, auch nicht am Ende des Monats sondern alle zwei Wochen zu entrichten. Dafür ist aber dass kurzfristige Beziehen einer Wohnung auch wesentlich unproblematischer. Braucht man eine Bleibe für einen Monat oder eben nur für zwei Wochen, dann mokiert sich so gut wie kein Vermieter über die kurze Dauer. Der Mieter ist dann meistens nicht durch einen Vertrag gebunden sondern wird als „Lodger“ bezeichnet.
Die Mietspreise und Immobilienpreise im Allgemeinen sind in Perth leider etwas teurer als man es aus der Heimat kennt. 600 AUD pro Monat kann man schon einkalkulieren. Die Miete ist in Wohnungsangeboten auch beinahe ausschließlich pro Woche und nicht pro Monat angegeben, also nicht wundern wenn einem 150 Dollar für eine Wohnung lächerlich wenig erscheint. Dazu kommen in den meisten Fällen dann auch noch alle Nebenkosten: die Wohnungen werden also generell mit einer wöchentlichen Kaltmiete ausgeschrieben.

Für mich lief das ganze dann noch reibungsloser als ich es mir hätte denken können. Tom hatte ein paar Besichtigungstermine in der Nähe besorgt, Cottesloe, Claremont und Nedlands und bot an mich dann auch noch zu den Terminen hinzufahren, hatte seinen Schlüssel aber im College liegen gelassen. Als wir dann an der Rezeption vorbei marschierten, wurde ich von der Dame am Empfang angesprochen: „Du warst doch vorhin hier und wolltest ein Zimmer? Wir haben gerade eine Absage bekommen. Du stehst zwar nicht ganz oben auf der Warteliste, aber du scheinst ein netter Kerl zu sein. Wenn du willst, gehört es dir.“
Ich wollte.