Ein beliebter Anlaufpunkt, um an Farmarbeit zu kommen, sind die Workinghostels, die in jeder Ernteregion wie Pilze aus dem Boden sprießen. Die meisten finden sich im Laufe ihrer Reisezeit irgendwann in einem solchen Hostel wieder, in meinem Fall war das in der Stadt Ayr, wo ich 6 Wochen lang Chillies und Auberginen gepflückt und Mangos verpackt habe. Zwischendurch hatte ich oft mehrere Tage hintereinander frei, da es zu viel geregnet hatte. In der Regel bekommt man innerhalb weniger Tage einen Job, Männer haben meist bessere Chancen. Die Lebensumstände hier sind in den meisten Fällen nicht berauschend, das Prinzip ist einfach: So viele Menschen auf so wenig Raum wie möglich, und damit so viel Geld wie möglich raus holen. Oft sind 10 oder mehr Arbeitswillige auf engstem Raum zusammengepfercht, ohne Fenster, ohne Klimaanlage. Für 50 Leute gibt es 2 Duschen und 2 Waschbecken, 2 Kochfelder.

Pfannen und Töpfe müssen entweder selbst gekauft oder geliehen werden, um 22 Uhr gehen alle Lichter aus. In der Hochsaison zelten einige sogar im Garten, viele schlafen im Auto.

Die Situation in vielen Workinghostels grenzt schon an Ausbeutung, oft wird Arbeit versprochen, obwohl keine da ist, nur um die Leute ins Hostel zu holen und die Miete, die immer für mindestens eine Woche im Voraus zu zahlen ist, einzukassieren. Doch als Arbeitsuchender ist man auf die Workinghostels angewiesen und muss die dort herrschenden Umstände so hinnehmen, wie sie nunmal leider sind.

Unterschiedlichste Kulturen und Gebräuche treffen in solchen Workinghostels auf einander. Und trotz der gewöhnungsbedürftigen Lebensqualität herrscht eine nahezu familiäre Atmosphäre. Niemand ist hier nur für ein paar Tage, die meisten bleiben mehrere Wochen oder gar Monate. Was alle Bewohner miteinander verbindet: Sie haben ihren Job satt und freuen sich aufs Reisen. Kaum jemand würde den gleichen Job auch in Deutschland ausüben, zu schlecht sind die Arbeitsbedingungen.

Denn die Arbeit als Erntehelfer macht auf Dauer wirklich keinen Spaß. Viele Arbeiter haben Ausschläge von den Pestiziden oder haben eine Allergie gegen die Mangos entwickelt, die mit Cortison behandelt werden muss. Acht Stunden dauert eine Schicht in der Regel, wenn schnell alles abgeerntet werden muss, auch mal zehn oder elf. Der Erntekorb wird am Ende immer schwerer und schwerer, die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit tun ihr übriges dazu. Wenn man Pech hat, kommen dann noch im höchsten Maße unfreundliche Vorarbeiter, so genannte Supervisor hinzu, die lautstark dafür sorgen, dass man die zugeteilte Arbeit auch ordentlich verübt.  „Um uns herum fuhr die ganze Zeit ein Supervisor auf einem Quad, der uns anbrüllte, wir sollen schneller und härter arbeiten, sonst sind wir alle gefeuert,“ berichtet Maren aus Wolfsburg von ihrem Arbeitstag. Und Juliane aus Dresden erzählt: „Einmal wurde die ganze Mannschaft nach einem 7-stündigen Arbeitstag gefeuert, wir wären angeblich zu langsam gewesen. Geld haben wir für den Tag keines gesehen.“

Natürlich gibt es auch nette Farmer, die in den Pausen Softgetränke und Kuchen verteilen und ihre Arbeiter mit Namen ansprechen. Doch das ist meiner Erfahrung nach leider eher die Ausnahme.

Glück hat man, wenn man einen Job als Sortierer oder Packer ergattern kann, denn diese werden pro Stunde und nicht, wie sonst in der Erntebranche üblich, pro Kilo bzw. Eimer bezahlt. Normalerweise verdient man bei der Akkordarbeit weniger, es hängt davon ab, wie viel es noch zu pflücken gibt.