Pilbara

Pilbara – Westaustraliens wilder Norden

Die Pilbara Region, eine von insgesamt neun Regionen in Westaustralien, besitzt eine der ältesten Naturlandschaften der Welt, unverändert seit fast zwei billionen Jahren und mit einer Fläche von über 400.000 Quadratkilometern. Im wunderschönen Karijini National Park führen tiefe felsige Canyons zu versteckten Seen. Um das Dampier Archipel und die Mackerel Islands warten hunderte kleiner Inseln mit atemberaubenden weißen Stränden und unangetasteten Korallengärten darauf erforscht zu werden. Und trotzdem hat die Pilbara Region zusätzlich eine ungemein bedeutsame ökonomische Funktion: als sogenannter Maschinenraum Australiens beheimatet sie eine riesige Rohstoffindustrie, mit Bergbau und Offshore-Stationen die Öl, Salz, Gas und Eisenerz abbauen. Was aber bietet Australiens wilder Norden für uns Backpacker und Touristen?

Strandurlaub in roter Wildnis

Das Dampier Archipel und die Mackerel Inseln liegen unmittelbar vor der Küste der Pilbara Region und bieten traumhafte Vorraussetzungen für Bootsausflüge, zum Fischen, Tauchen oder Schnorcheln. Wenn ihr zwischen September und April vorbei kommt, dann könnt ihr beobachten wie Schildkrötenweibchen ihre Eier ablegen und frisch geschlüpfte Babyschildkröten sich ihren Weg in den Ozean bahnen. Es beschwert sich auch niemand wenn ihr den kleinen Babys dabei ein wenig unter die Arme greift. Außerdem kann man hier zwischen März und Oktober einem absolut phantastischen Naturspektakel beiwohnen – der Treppe zum Mond. Näheres dazu kann man in unserem Artikel über Broome erfahren.

Interessantes aus der Kunst und Kultur der Eingeborenen

Mit über 700 historischen archäologischen Ausgrabungsstätten und zehntausenden Felszeichnungen (Petroglyphen), viele von ihnen 30.000 Jahre alt, oder noch älter, ist die Burrup Halbinsel nun als Kulturerbe eingetragen. Es ist ein perfekter Ort um etwas über die einzigartige Kunst, Geschichte und Kultur der australischen Eingeborenen aus der Pilbara zu erlernen.

Städte in der Pilbara und ihre Verbindung zur Kolonialzeit

Karratha ist das Tor zur Pilbara Region in Westaustralien. Die hübsche Hafenstadt Dampier ist bloß 20 Kilometer weiter westlich anzufinden und im Osten kann man sowohl die historischen Siedlungen der Pioniere auf der Point Samson Halbinsel und die Minenstadt Port Hedland bestaunen. Das kleine Städtchen Dampier ist übrigens eine Art Corporate-City. Hier wohnen zu einem großen Prozentsatz die Angestellten der Rio Tinto Company. Wenn man von hier ins Inland reist, bekommt man einen guten Eindruck von der schroffen und unbarmherzigen Landschaft des Outback, von Tom Price, der am höchsten gelegenen Stadt, bis Marble Bar, der heißesten Stadt im Staat.

Das Erbe der Aboriginals

Karratha und die Westküste der Pilbara bewahren ein faszinierendes kulturelles und historisches Erbe der Aboriginals. Die heutzutage Ansässigen erkennen die Angehörigen des Ngaluma Stammes und des Yindibarndi Stammes als traditionelle Eigner des Landes an, welches ihren Stämmen für viele Generationen als Heimat diente.
Der Millstream-Chichester National Park, der Jaburara Heritage Trail, Deep Gorge und die Burrup Halbinsel sind hochinteressante Orte um die Geschichte der Aboriginals von Karratha und der Westküste der Pilbara kennen zu lernen. Über 40.000 Petroglyphen (geschabte Felsbilder) können in dieser Region bestaunt werden, von denen die Meisten auf der Burrup Halbinsel zu sehen sind. Die Halbinsel wurde im Juli 2007 als eine der ergiebigsten Orte für Petroglyphen von der Heritage Council Westaustraliens offiziell aufgelistet.
Heute genießen die Künstler der Aboriginals von der Westküste der Pilbara sowohl national als auch international hohe Anerkennung. Die Werke der lokalen Künstler können dort oben in vielen Venues und an anderen Orten erworben werden, unter anderem dem Besucherzentrum von Karratha und Roebourne.
Trotz ihrer tragischen Vergangenheit, bauen die Aboriginals von Karratha und der Westküste ihre kulturellen und traditonellen Netzwerke wieder auf und schaffen so die Grundlage für eine positive Zukunft der ihnen nachfolgenden Generationen. Von den lokalen Aboriginals wurden viele Bücher über ihre Geschichte und ihre Kultur verfasst. Die Juluwarlu Stiftung produziert Bücher und DVDs über den Yindibarndi Stamm, zu denen auch die preisgekrönte Dokumentation „Exile and the Kingdom“ gehört. Kopien können im Besucherzentrum von Karratha oder Roebourne erworben werden, oder direkt über die Website der Juluwarlu Stiftung.

Die Geschichte der Pionierzeit

Die europäische Seite der Geschichte der Westküste Pilbaras, reicht bis ins Jahr 1699 zurück, als William Dampiers Schiff „The Roebuck“ im Dampier Archipel bei „Pirates Cove“ vor Anker ging. Die Inseln des Archipels haben eine interessante Geschichte der Pionierszeit vorzuweisen, wurden doch hier zum ersten Mal eine Schafsfarm (West Lewis Island) und eine Walfangstation (Malus Island) gegründet. Beide Unternehmen sind heutzutage nicht mehr Existent, ihre Ruinen können aber noch immer bestaunt werden.

Roebourne

Die Gemeinde von Roebourne wurde 1866 gegründet und nach John Septimus Roe benannt, dem ersten staatlichen Landvermesser Westaustraliens. Ursprünglich war Roebourne das Administrationszentrum für den Nordwesten des Landes und wurde vom naheliegenden Hafen Cossack versorgt. Heute sind aus jenen Tagen noch acht historische Gebäude übrig, jedes von ihnen mit seiner eigenen interessanten Geschichte. Das alte Gefängnis beispielsweise bietet Einblick in die Rolle der Aboriginals, die zum Wachstum dieser Region beitrugen und erzählt die Geschichte von fünf Gehängten, die zwischen 1893 und 1900 aufgeknüpft wurden.

Der Leuchtturm von Jarman Island

Im Jahr 1866 wurde der Leuchtturm von Jarman Island als Bausatz aus England bestellt. Nachdem er circa ein Jahr später per Schifftransport eintraf, wurde er durch die Insassen des Roebourne Gefängnisses errichtet und war schon wenig später voll einsatzfähig. Ein zuverlässiger Leuchtturmwärter sorgte dafür, dass die vierdochtige Kerosinlampe jede Nacht entzündet wurde. 1917 wurde aus ihm ein unbemannter Leuchtturm, der automatisch den Schiffen den Weg wies, bis er dann 1985 komplett aus dem Verkehr gezogen wurde. Mit Hilfe des Staates und der Bundesregierung, hat die Gemeinde von Roebourne den Leuchtturm mittlerweile vollständig restauriert, um den kommenden Generationen dieses faszinierende Stück maritimer Geschichte Westaustraliens zu erhalten.

Cossack

Cossack hat eine einmalige Vergangenheit. Offiziell im Jahre 1872 gegründet, war Cossack der erste Hafen von Westaustraliens West Pilbara Küste und zog während des Goldfiebers tausende Gräber an, die im Nordwesten ihr Glück versuchen wollten. Außerdem war Cossack auch die ursprüngliche Heimat der schnell wachsenden Perlenfischerei. Als aber die Perlengründe nichts mehr abwarfen, zogen die Perlenfischer weiter nach Norden in Richtung Broome. Cossacks eindrucksvolles Wachstum dehnte sich über einen Zeitraum von 40 Jahren aus, aber der finanzielle Abstieg ging dann bedeutend schneller. Um 1900 war die gesamte Perlenflotte weitergezogen, das Goldfieber war abgeklungen und der Hafen nicht mehr zeitgemäß für die größeren, modernen Segelschiffe. 1904 wurde ein neuer Hafen in Point Samson errichtet und sämtlicher Schiffverkehr dorthin umgeleitet. Für eine kurze Zeit war Cossack eine Schildkrötensuppenfabrik ansässig und diente außerdem als Stätte für eine Leprakolonie, aber die Gemeinde wurde 1910 aufgelöst und ist seit 1950 verlassen. Im Besucherzentrum von Karratha oder auf der Website von Roebourne kann man mehr über die Geschichte der Stadt erfahren.

Die Montebello Inseln

Die Montebello Inseln liegen an der Küste der Pilbara Region, circa 70 Kilometer westlich von Dampier entfernt und 100 Kilometer nordwestlich von Exmouth. Die Inseln sind Teil des großen Montebello Islands Marine Park, welcher ein Gebiet von 59,240 Hektar abdeckt und vom Department of Conversation and Land Management betrieben wird. Der Park besteht aus nicht weniger als 265 Inseln und Inselchen, die meisten von ihnen Kalksteininseln, die mit zahlreichen Ausbuchtungen, Lagunen und Kanälen einen äußerst vielseitigen Lebensraum bieten.

Zur Geschichte

Das Schiffswrack der Tryal liegt im Nordwesten der Montebello Inseln und ist als eines der ersten europäischen Schiffswracks in Australien bekannt. Walfang, Perlenfischerei und Schildkrötenfang gehörten zu den frühesten Industrien in der Gegend und um 1950 herum testeten die Briten auf den Inseln Atomwaffen und ließen eine Menge Gerümpel und Gebäude zurück. Die Gegend ist heutzutage wirtschaftlich von großer Bedeutung, da die nahegelegenen Barrow Islands der produktivste Lieferant für Petroleum geworden sind, welche etwa 34 Prozent des Öls für Westaustralien liefern und außerdem werden in der Gegend Perlen von weltweit höchster Qualität produziert.

Lokale Attraktion

Die Montebello Islands liegen im Oberlauf des Leeuwin Stromes, der als Lebensraum für viele tropische Spezies entlang der gesamten Westküste dient. Mit über 150 Korallenarten und einer Fülle von Fischarten der indopazifischen Fauna, werden viele Tauchgebiete um die Montebellos als einige der besten Weltweit betrachtet. Surfen, Wandern und das Beobachten von Wildtieren sind weitere Attraktionen, die die Touristen anziehen.
Die Inselns sind wegen ihres einmaligen Vorkommens von Mangroven so weit abseits des Festlands von internationaler Bedeutung. Außerdem werden vier verschiedene Arten von Schildkröten in dem Gebiet um die Montebellos vermutet, über 15 verschiedene Arten von Seevögeln nutzen die Inseln für ihren Nestbau, bis zu 10 Walspezies wurden in dem Gebiet entdeckt und viele Dugongs ernähren sich vom Seegras um die Inseln. Ihr seht, um die Montebellos ist immer eine Menge los.

Fischen

Es gibt um die Inseln herum viele wunderschöne Plätze für Hobbyfischer, sowohl vom Festland als auch vom Boot aus. Pelagiale Flossenfische, Krabben und eine Vielzahl verschiedener wirbelloser Tiere können und dürfen hier gefischt werden. Das Gebiet um die Inseln und die umliegenden Gewässer erlauben viele verschiedene Möglichkeiten zu fischen: Popperfischen für die große, böse Dickkopfmakrele, den Mangrove Jack, den Juwelenbarsch oder den Ballchin Gropper; Fliegenfischen für den Grätenfisch, den Queenfish, vershiedene Makrelenarten und Tunfisch etc. Die Fischgründe der Montebellos sind im ganzen Land bekannt und geschätzt.

Hendrik Busse